Meere

Letzte Aktualisierung 17.07.2023

Ozeane sind die größten Kohlenstoffsenken der Erde. Hier finden Sie mehr über die Rolle der Meere für den Klimaschutz. Wir konzentrieren uns auf die Herausforderungen und Chancen der Zertifizierung von Klimaschutzerfolgen.

Quelle: Dr. Friederike Erxleben/DEHSt

Natürlicher Klimaschutz in marinen und küstennahen Ökosystemen

Meere haben eine wesentliche Bedeutung für Mensch, Natur und Klimaschutz. Der Kohlenstoff wird sowohl im Wasser, als auch in der Biomasse der Lebewesen und im Sediment der Ozeane aufgenommen. Er wird zum Teil langfristig gespeichert und auch wieder abgegeben. Marine und küstennahe Ökosysteme sind für die Stabilität unseres Klimas wesentlich. Durch die Folgen des Klimawandels sowie durch unmittelbare Eingriffe des Menschen sind sie jedoch gefährdet.

Natürlicher Klimaschutz in marinen und küstennahen Ökosystemen wird unter dem Stichwort „Blue Carbon“ zusammengefasst. Darunter fallen Ökosysteme, wie zum Beispiel Mangrovenwälder, Seegraswiesen und Salzwiesen, die Kohlenstoff in ihrer Biomasse und in den Sedimenten speichern und somit zum natürlichen beitragen. Zusätzlich bieten sie Schutz vor Extremereignissen wie Stürmen und Hochwasser, was besonders in Anbetracht der Folgen der Klimaerhitzung existenziell für die in Küstenregionen lebenden Menschen ist. Weitere positive Effekte für eine nachhaltige Entwicklung sind der Erhalt und die Förderung der Biodiversität, Nahrungsmittelbereitstellung und soziokulturelle Ökosystemleistungen.

Zum marinen Klimaschutz werden auch technische Verfahren zur Kohlenstoffbindung gezählt (zum Beispiel künstlicher Auftrieb zur Veränderung der Meeresströmungen) sowie Verfahren, in denen zwar einzelne natürliche Prozesse genutzt werden, ohne dass aber wie bei NbS ein natürlich Ökosystem insgesamt gestärkt wird (zum Beispiel Alkalinisierung des Ozeans). Diese Interventionen werden nicht auf unserer Seite, sondern auf den Themenseiten zum Geoengineering vom Umweltbundesamt genauer dargestellt.

Zum Thema

UBA: Meere

UBA: Marines Geoengineering

Potenzial von "Blue Carbon"

Küstenökosysteme können zur langfristigen Sequestrierung von Kohlenstoff beitragen. Allein die drei Ökosysteme Mangroven, Seegraswiesen und Salzwiesen lagern jedes Jahr über 80 Millionen Tonnen an Kohlenstoff ein. So speichern Mangroven und ihre Sedimente pro Hektar und Jahr drei- bis fünfmal und Seegraswiesen bis zu doppelt so viel CO2 wie terrestrische Wälder. Dies zeigt das enorme Potential der Küstenökosysteme im Kampf gegen den . Allerdings bleibt der Kohlenstoff nur solange im Sediment gebunden, wie das Ökosystem ungestört bleibt.

Mangroven, im Hintergrund Strand und Meer
Quelle: Dr. Friederike Erxleben

Durch den Klimawandel und anthropogene Aktivitäten stehen die Küstenökosysteme zunehmend unter Druck und gehören mittlerweile zu den Gebieten mit den höchsten jährlichen Verlustraten an Fläche. Die Erwärmung und Versauerung des Ozeans, der Meeresspiegelanstieg, Sauerstoffverlust sowie Stürme und Sturmfluten gehören zu den direkten Folgen des menschengemachten Klimawandels und gefährden die marinen Ökosysteme. Hinzu kommen weitere anthropogene Beeinträchtigungen durch Landwirtschaft, Fischerei, Rohstoffabbau und Küstenbebauung. In der Folge wird im Sediment gespeicherter Kohlenstoff wieder freigesetzt und die CO2-Senke wird zunehmend zu einer Emissionsquelle.

Wie auch im neuen sechsten Sachstandsbericht des zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) gefordert, ist es essentiell, Ökosysteme zu schützen und zu renaturieren, um die Fähigkeit der Natur, Kohlenstoff zu absorbieren und zu speichern, zu erhalten und zu verbessern. Damit kann der globalen Erwärmung entgegengewirkt und eine klimaresiliente Entwicklung gefördert werden. Hierbei können Synergien zwischen Klima-, Umwelt- und Biodiversitätsschutz genutzt werden und Zielkonflikte zwischen Anpassung und Minderung überwunden werden.

Die langfristige natürliche Speicherung von atmosphärischem CO2 in Blue Carbon-Ökosystemen kann dazu beitragen, das im  (Paris Agreement) (ÜvP) festgeschriebene Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Die Möglichkeit der Sequestrierung darf aber nicht als Legitimation dazu dienen, technisch und sozial mögliche Emissionsminderungsanstrengungen zurückzustellen. Zudem ist das Potential zur CO2-Speicherung in marinen Ökosystemen nicht unendlich.

Um das Potential von Blue Carbon Ökosystemen umweltinteger und wissenschaftsbasiert zu nutzen, sind eine angemessene Finanzierung und politische Unterstützung durch entsprechende Rahmensetzung erforderlich.