Deutsche Emissionshandelsstelle

Natürlicher Klimaschutz

Sowohl die Klimakrise als auch die Biodiversitätskrise bedrohen das Leben auf der Erde. Beide Krisen sind eng miteinander verbunden und verstärken sich gegenseitig. Unter dem Begriff „Natürlicher Klimaschutz“ werden beide Krisen gemeinsam betrachtet und Klimaschutz mit dem Schutz natürlicher Ökosysteme verbunden. Wir geben Ihnen einen Überblick zum natürlichen Klimaschutz sowie Hinweise zum weiteren Informationsangebot des Umweltbundesamts. An dieser Stelle konzentrieren wir uns auf die Herausforderungen und Chancen der Zertifizierung von Klimaschutzerfolgen, die in Maßnahmen des natürlichen Klimaschutzes erzielt werden.

Quelle: © A_Lein / Fotolia

Natürlicher Klimaschutz und naturbasierte Lösungen

Definition

Quelle: Umweltbundesamt

Maßnahmen im natürlichen Klimaschutz werden auch als „naturbasierte Lösungen“ bezeichnet. In einem vom UBA initiierten Forschungsvorhaben haben Reise et al. (2022) eine Arbeitsdefinition von naturbasierten Lösungen formuliert, die auf den Definitionen von der Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature, IUCN) (2016) und der Europäischen Kommissionen (2020) beruht:

„Naturbasierte Lösungen sind lokal angemessene, anpassungsfähige Maßnahmen zum Schutz, zur nachhaltigen Bewirtschaftung oder zur Wiederherstellung natürlicher oder veränderter Ökosysteme, um gezielte gesellschaftliche Herausforderungen - wie die Abschwächung des Klimawandels - anzugehen und gleichzeitig das menschliche Wohlergehen zu verbessern und die biologische Vielfalt zu fördern.“

Diese Definition und das Potential naturbasierte Lösungen wird in den Infografiken veranschaulicht.

Klimawirkung

Naturbasierte Lösungen (NbS) unterscheiden sich dabei wesentlich von technischen Klimaschutzmaßnahmen. Bei Letzteren können die Anpassung an die Folgen des Klimawandels und der Biodiversitätsschutz Nebeneffekte sein. Sie sind aber dem Ziel des Klimaschutzes untergeordnet. Das kann dazu führen, dass bei einigen Klimaschutzmaßnahmen nachteilige Folgen für die Artenvielfalt und erhöhte Risiken für den Bestand und die Gesundheit von Ökosystemen in Kauf genommen werden, um die Klimaschutzwirkung zu maximieren.

Naturbasierte Lösungen fokussieren nicht auf Kosten anderer Schutzgüter auf die Klimawirkung. Vielmehr sollen durch NbS intakte Ökosysteme erhalten oder wiedergestellt werden und resiliente, artenreiche Ökosysteme neugeschaffen schaffen.

Gesunde Ökosysteme sind widerstandsfähiger und können sich leichter an die Folgen des Klimawandels anpassen. So sind durch Stürme, Dürren und Borkenkäferbefall in den letzten Jahren in Deutschland weit mehr Fichtenmonokulturen betroffen gewesen als Mischwälder. Außerdem können intakte Ökosysteme den Wasserhaushalt, auch angrenzender Gebiete, positiv beeinflussen. Nach einer Wiedervernässung von Moorböden wird mehr Wasser in der Fläche gehalten, wovon bei Trockenheit auch die benachbarten Felder profitieren. In Städten können naturbasierte Lösungen die Temperatur im Sommer senken und Extremwetterereignisse abfedern. Auch zum Küstenschutz tragen naturbasierte Lösungen bei: Mangrovenwälder und Salzwiesen sind Ökosysteme, die mit einem steigenden Meerwasserspiegel umgehen können und die Küste befestigen.

Gesellschaftliche Wirkung

Naturbasierte Lösungen entfalten aber auch positive gesellschaftliche Wirkungen: Natürliche Ökosysteme haben eine soziale, kulturelle und ästhetischen Bedeutung für den Menschen. Schutzerfolge von naturbasierten Lösungen sind deshalb für den Menschen unmittelbar erfahrbar. Verständnis und Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen wird so geschaffen. Mit ihrer umfassenden Wirkung tragen naturbasierte Lösungen dazu bei, dass die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) umgesetzt werden. Dabei können durch naturbasierte Maßnahmen die Kosten für Klimaschäden gesenkt werden. Anpassungsmaßnahmen, Biodiversitätsschutz und gesellschaftliche positive Wirkungen müssen nicht separat finanziert werden. Dadurch erweisen sich naturbasierte Lösungen als langfristig wirtschaftlich.

17.07.2023

Natürlicher Klimaschutz in der Politik

Natürlicher Klimaschutz spielt auf allen politischen Ebenen eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel und gegen den Biodiversitätsverlust. Deshalb ist es zu begrüßen, dass sich verschiedene wichtige wissenschaftliche und politische Institutionen zum natürlichen Klimaschutz bekannt haben.

  • Resolution der Umweltversammlung der UN (in englischer Sprache)

    Die Um­welt­ver­samm­lung der Ver­ein­ten Na­tio­nen hält in ei­ner Re­so­lu­ti­on aus dem Jahr 2022 (UN­EP/EA.5/Res.5.) fest, dass na­tur­ba­sier­te Lö­sun­gen nicht nur zum Kli­ma­schutz, son­dern auch zur nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung bei­tra­gen.

  • Empfehlung durch IPBES und IPCC (in englischer Sprache)

    Der Zwi­schen­staat­li­che Aus­schuss für Kli­ma­än­de­run­gen (IP­CC) und die Zwi­schen­staat­li­che Platt­form für Biodi­ver­si­tät und Öko­sys­tem-Dienst­leis­tun­gen (IP­BES) be­to­nen 2021 aus­drück­lich die Vor­tei­le, ei­ner ge­mein­sa­men Be­hand­lung der Biodi­ver­si­täts­kri­se und der Kli­ma­kri­se. Sie emp­feh­len da­für na­tur­ba­sier­te Lö­sun­gen.

  • Forderung der Europäischen Umweltagentur (EEA) (in englischer Sprache)

    In ei­ner Stu­die aus dem Jahr 2021 for­dert die Eu­ro­päi­sche Um­welt­agen­tur, dass na­tur­ba­sier­te Lö­sun­gen ei­ne stär­ke­re Rol­le in der Kli­ma­schutz­po­li­tik spie­len soll­te.

  • Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz

    Mit dem „Ak­ti­ons­pro­gramm na­tür­li­cher Kli­ma­schutz“ er­ar­bei­tet das BMUV kon­kre­te Zie­le, Maß­nah­men und Pro­gram­me für den na­tür­li­chen Kli­ma­schutz, die mit al­len Res­sorts der Re­gie­rung ab­ge­stimmt wer­den. Ein we­sent­li­cher As­pekt ist da­bei der Moorkli­ma­schutz.

Natürlicher Klimaschutz wird in verschiedenen Gesetzen, Programmen und Strategien aufgegriffen. Hier konzemtrieren wir uns auf die Herausforderungen und Chancen der Zertifizierung von Klimaschutzerfolgen durch natürlichen Klimaschutz. Für alle weiteren Aspekte verweisen wir auf die Internetseiten des Umweltbundesamts, des Bundesamts für Naturschutz und des Bundesumweltministeriums.

17.07.2023

Veröffentlichungen

Naturbasierte Lösungen und Klimaschutz

In einem von uns initiierten Forschungsvorhaben untersucht das Öko-Institut in Zusammenarbeit mit dem Ecologic Institut und der Universität Gießen „Naturbasierte Lösungen im Klimaschutz: Marktanreize zur Förderung klimaschonender Bodennutzung“. Die Projektlaufzeit erstreckt sich von Juni 2021 bis September 2023.

Das Projekt hat zwei Hauptziele:

  1. Einordnung und Bewertung des globalen Potenzials naturbasierter Lösungen zur Vermeidung, Minderung und Einbindung von Treibhausgasen;
  2. Analyse konkreter Maßnahmen zur klimafreundlichen Bodennutzung und Bewertung der Chancen und Risiken von transferbasierten Instrumenten und anderen finanziellen Anreizen zur Förderung dieser Maßnahmen.

Ergebnisse zum ersten Forschungsziel finden Sie auf dieser Seite. Ergebnisse zum zweiten Teil finden Sie auf unserer Internetseite zum Thema Boden.

Neben den bereits oben aufgeführten Infografiken zum Thema naturbasierte Lösungen, ist in dem Forschungsvorhaben eine Studie mit dem Titel „Nature-based solutions and global climate protection“ entstanden. Das Forschungsprojekt bewertet das globale Minderungspotenzial von naturbasierten Lösungen in einschlägigen Studien für Wälder, Ackerland, Grünland, terrestrische und küstennahe Feuchtgebiete sowie Siedlungen kritisch. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die in der wissenschaftlichen Literatur angegebenen Potenziale das realistische Potenzial von naturbasierten Lösungen für den Klimaschutz wahrscheinlich überbewerten. Dies ist auf das Fehlen integrierter Studien, zu optimistische Annahmen zur Flächenverfügbarkeit und die Qualität der verfügbaren Informationen zurückzuführen. Eine Reihe von Risiken und Unsicherheiten im Zusammenhang mit Kohlenstoffflüssen und Wechselwirkungen mit dem ⁠Klimasystem⁠, die nicht berücksichtigt werden, schränken das Minderungspotenzial weiter ein. Der Erfolg von naturbasierten Lösungen bei der Abschwächung des Klimawandels und der Erzielung ökologischer und sozialer Vorteile wird in hohem Maße davon abhängen, inwieweit es gelingt, die durch die derzeitigen Produktions- und Verbrauchsmuster verursachten direkten und indirekten Belastungen der Ökosysteme zu beseitigen.

Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Quantifizierung der Minderungseffekte von naturbasierten Lösungen dürfen nicht als Argument gegen ihre Umsetzung verwendet werden. Neben ihrer Minderungswirkung liefern naturbasierten Lösungen eine Reihe von Vorteilen für Mensch und Umwelt und sollten aktiv gestärkt werden. Bei der Umsetzung von Aktivitäten zum Handel mit Emissionszertifikaten unter Artikel 6 des Übereinkommens von Paris müssen dabei die spezifischen Risiken im Zusammenhang mit naturbasierten Lösungen berücksichtigt werden. Bei der Entwicklung von Verfahren oder Unterstützungsregelungen zur Förderung von naturbasierten Lösungen müssen soziale und ökologische Schutzmaßnahmen eingeführt werden. Zur Förderung von Synergien sollte Kohärenz mit den Arbeiten im Rahmen anderer internationaler politischer Rahmenwerke wie den anderen Rio-Konventionen hergestellt werden.

Studie (in englischer Sprache, deutsche Zusammenfassung auf den Seiten 12-18)

Marktmechanismen im Landnutzungssektor unter dem Übereinkommen von Paris

Der Landnutzungssektor spielt eine entscheidende Rolle für das Erreichen der Ziele des Übereinkommens von Paris, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen und ein Gleichgewicht zwischen Treibhausgasemissionen aus Quellen und der Aufnahme von Kohlenstoff durch Senken in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zu erreichen. Dieser Bericht erörtert die wichtigsten Herausforderungen für die Umweltintegrität bei der Nutzung von Kohlenstoffmarktmechanismen zur Umsetzung von Minderungsmaßnahmen im Landnutzungssektor.

Studie (in englischer Sprache, deutsche Zusammenfassung auf den Seiten 22-35)

Finanzierung von klimafreundlicher Bodennutzung: Risiken und Herausforderungen

Die Quantifizierung von Klimaschutzerfolgten ist insbesondere bei naturbasierten Lösungen schwierig, wird aber für einige Finanzierungsinstrumente für den Klimaschutz vorausgesetzt. Besondere Herausforderung entstehen zudem, wenn für erzielte Klimaschutzerfolge zertifizierte Gutschriften ausgestellt werden sollen. Diese werden in einer Studie untersucht und am Beispiel klimafreundlicher Bodennutzung dargestellt. Dabei wurden, neben Aspekten mit spezifischer Relevanz für klimafreundliche Bodennutzung, auch Factsheets für allgemeine Herausforderungen der Finanzierung naturbasierter Lösungen erarbeitet, so unter anderem für folgende Themen:

  • Zusätzlichkeit (Additionality)
  • Bestimmung von Baselines
  • Verlagerungseffekte
  • Dauerhaftigkeit der Kohlenstoffbindung
  • Doppelzählung von Klimaschutzerfolgen
  • Zeitpunkt der Ausstellung von Gutschriften
  • Einbettung eines Projekts in nationale Politiken
  • Biodiversität
  • soziale Auswirkungen

Die Factsheets und die Studie liegen derzeit nur in englischer Sprache vor.

Studie (in englischer Sprache, deutsche Zusammenfassung auf den Seiten 12-15)

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